Quelle www.mainpost.de – Redakteur: Uwe Eichler
Ich geh gleich ran“, sagte OB Sebastian Remelé, als es beim Grußwort wieder mal klingelte, wie schon bei der Kulturpackt-Gala zu Silvester. Der Oberbürgermeister hatte in der randvollen Rathausdiele noch einen schönen Termin: Bei der Abschlussgala galt es die Schweinfurter Weinprinzessin zu küren, Nr. 4 nach Christina Schuhmann, Lena Meißner und Anna Paul. Eine Fachjury rund um Citymanager Thomas Herrmann hatte in der Endrunde die Qual der Wahl – ob Julia Seufert (24), Erzieherin aus Rottershausen, oder die 27-jährige Schweinfurter Buchhändlerin Kristin Müller die Krone auf die wallende Frisur gesenkt bekommen würde. Nur das fantastische Styling erinnerte an die Damen von „Game of Thrones“. Anders als in der Fantasyserie ging es beim „Game of Dahms“ fair und freundlich zu: Weinkundler Jürgen Dahms hatte die Ausbildung der Finalistinnen übernommen.
Industrie- und Sportstadt, heimliche Kulturhauptstadt Nordbayerns: So lobte Remelé Schweinfurt, das sich zudem seinen Ruf als Weinstadt zurückerobert habe. Schon Goethe habe hier seinen Weinhändler gehabt, sagte der Schirmherr der Veranstaltung von „GenussReich Schweinfurt e.V“ vor den gekrönten Häuptern der Branche, inklusive Fränkischer Weinkönigin Carolin Meyer. Zunächst legte Anna Paul, die (von ihr selbst mit entworfene) Krone nieder. Moderator Chris Göpfert reichte galant ein Taschentuch, als sich die Medizinstudentin bei Freund und Eltern bedankte, und dabei doch ein paar Tränen schimmerten. Schweinfurt, München, Berlin oder der Swimming-Pool eines Unterwasser-Shootings zählten zu den Stationen der Amtszeit. Als Abschiedspräsent gab es unter anderem ein Mini-Krone. Sängerin Kenia Pawlik und Keyboarder Jan-Peter Itze überbrückten flott die Pausen zwischen vier Wettbewerbsblöcken, bei denen 300 Punkte zu vergeben war.
„32 zu 28“ stand es nach einem Online-Voting: Chris Payr, der die Veranstaltung gemeinsam mit dem Vorsitzenden des Vereins GenussReichStadt Schweinfurt, Christian Störcher, und Jürgen Dahms organisiert hatte, ließ allerdings offen, für wen. Chris Göpfert startete eloquent mit Filmporträts und Fragerunde. Julia präsentierte sich als Kumpeltyp geradewegs aus der Mädelsrunde: „Ich gehe offen auf die Leute zu.“ Mitbewerberin Kristin zeigte sich humorvoll. Der Entschluss zur Teilnahme sei im Fastfood-Restaurant gefallen, sie wolle Würze ins Amt bringen. #MuellergoesThurgau. Bei der nächsten Runde sollten Schweinfurter Sehenswürdigkeiten erkannt werden, Prinzip „Dalli-Klick“: hier war Julia die Schnellste. Hernach galt es eine fiktive Touristengruppe durch die Stadt zu führen. Bei Julia wäre das eine Mädels-Shoppingtour – vom geliebten Stadtstrand ins ECE; bei Kristin eine Weinkult(o)ur mit Schoppen und Schäfermuseum.
Schmecken, beschreiben und ein wenig Lyrik
Geschmackssinn und Fachsprache waren bei einer Weinprobe mit guten Tropfen aus dem Hause Dahms gefragt. Kristin erkannte sofort den Bacchus („als ob man mit Obst beworfen wird“), auch der Silvaner wurde präzise erschmeckt. „Da war keiner dabei, den ich zum Kochen verwenden würde“ lautete ihr typisch fränkisches Minimal-Lob. „Grüner Apfel, frischgeschnittene Wiese, ein bisschen Limette“: Julia wurde beim Silvaner lyrisch, der Bachus erinnerte an Maracuja und Ananas. In der Abschlussrunde wurden Publikumsfragen gestellt. Nein, Kristin wollte einen Besucher nicht mit dem Dienstwagen nach Hause fahren: Wer schon ein bisschen geschöppelt hat, genießt lieber noch ein Glas zu zweit und lässt sich fahren. Kurt Vogel fragte nach der Bedeutung des Namens der zweithäufigst in Franken angebauten Rebe. Gemeint war der Müller-Thurgau, dessen Züchter aus dem Schweizer Kanton kam.
Unter notarieller Aufsicht zog sich die Jury zurück – und honorierte unter „zwei wunderbaren Kandidatinnen“ die besondere Würze: Die neue Weinprinzessin heißt Kristin Müller. Freudestrahlend nahm die kreative Mitarbeiterin der Buchhandlung Vogel zur Krönung Platz, vor einer After Show-Party im Aposto.